Sonntag, 30. September 2007

Zweite Nachricht aus Kanada

Wir sind nun schon über einen Monat hier in Vancouver und fühlen uns immer noch pudelwohl. Obwohl sich das Wetter nicht mehr von der schönsten Seite zeigt und wir doch mehr Regen haben als uns lieb ist, geniessen wir unseren spannenden Alltag. Milena meistert sich wunderbar an der neuen Uni und Tobias findet sehr Gefallen am täglichen Schlagzeugspielen und nimmt sogar gleich an zwei verschiedenen Schulen Unterricht. Auch in der WG hat sich einiges getan. Die gemütlichen Abende auf dem Sitzplatz sind vorbei und man trifft sich leider nur noch selten in der Küche oder vor dem Fernseher.

Wir haben jetzt neben der Katze „Sweepy“ auch noch einen elften Mitbewohner; einen Hund namens „7“ („Seven“). Unsere „Mam“ hat ihn spontan von einem Wochenendaufenthalt auf Vancouver Island mitgebracht und wirklich Freude daran. Die täglichen Spaziergänge tun beiden sicher gut. Weniger lustig ist die Tatsache, dass seitdem die Katze spurlos verschwunden ist.

BC Lions Football Match



Am Samstag, den 15. September 2007, ging Tobias wieder einmal an einen American Football Match, diesmal an ein Spiel der BC Lions, dem Profi-Team von Vancouver. Er ging aber nicht wegen dem Match und auch nicht (nur) wegen den Cheerleaders, sondern vielmehr wegen der Stimmung und dem Stadion, welches durch sein aufgeblasenes Dach wirklich eindrücklich ist. Es fasst 60'000 Fans, doch war es an diesem Tag nur zu knapp einem Drittel voll und so war leider die Stimmung nicht der absolute Knüller. Das Spiel, welches übrigens mit einem haushohen Sieg für „uns“ (BC Lions) über die Toronto Argonauts endete, musste ziemlich langweilig gewesen sein, denn die Sitznachbarn von Tobias haben es schon nach der Hälfte verlassen. Er selber fand das Spiel aber nicht langweiliger als andere Spiele, welche er gesehen hat.

Er ging mit Gebhard Merk, einem Kollegen aus Uster, der zufälligerweise auch in Vancouver ist und hier ein Praktikum absolviert. Wir unternehmen noch oft gemeinsame Dinge und so werdet ihr ihn sicher auf dem einen oder anderen Foto wieder sehen. Wer sich übrigens für seinen Blog interessiert, der klicke hier.

Stanley Park



Obwohl es immer viel zu tun gibt für die Uni und die vier Wochenendtage schneller vorbei sind als man es gerne hätte, versuchen wir immer mindestens etwas Besonderes zu unternehmen. Am Montag von unserem dritten Wochenende gingen wir dann also in den Stanley Park, dem grössten Park in Vancouver, und spazierten gemütlich an der Küste entlang. Zu sehen gab es einen Leuchtturm, Totempfähle, künstlerische Skulpturen und natürlich die einheimischen, sehr zutraulichen Eichhörnchen. Auch die Aussicht auf Downtown Vancouver und die Brücke nach North Vancouver waren sehr imposant. Es war ein wirklicher gemütlicher Ausflug der uns nach dem verregneten Sonntag ziemlich gut getan hat.

Drum Clinic



Tobias ging am Donnerstag, den 20. September 2007, mit einem seiner Schlagzeuglehrer an eine „Drum Clinic“. Dies ist nicht etwa eine Praxis in der kranke Schlagzeuge repariert werden, sondern eine abendfüllende Show. Man kann sich das als eine Art Vorlesung im Fach Schlagzeug vorstellen: es wurde Stoff (Tipps und Tricks zur Technik) vermittelt, Experimente (grossartige Schlagzeugsolos) durchgeführt und auch Fragen aus dem Publikum beantwortet. An diesem Abend war Jojo Meyer der Professor, der lustigerweise in der Schweiz aufgewachsen ist, jetzt aber im Drummer-Mekka New York lebt.

Swiss Diner


Während Tobias in der „Drum Clinic“ war, besuchten Milena und ihre welsche Kollegin Kathleen HipHop-Stunden an der Uni und machten sich danach an die Vorbereitung des Swiss Dinners. Die Älplermakkaroni schmeckten allen fantastisch und es wurde ein gemütlicher Abend, der mit einem endlosen kanadischen Monopoly-Spiel abgeschlossen wurde. Leider meldete sich für das nächste internationale Dinner kein freiwilliger Koch und so musste eine Woche ausgesetzt werden. Hoffentlich ergibt es sich nächste Woche wieder.

Capilano Suspension Bridgh



Der Ausflug an unserem vierten Wochenende führte uns zur Hängebrücke am Capilano River. Mit unserer kunterbunten Truppe, die hauptsächlich aus Austauschstudenten besteht, reisten wir mit dem „Seabus“ nach North Vancouver. Neben der Hängebrücke, die schon ziemlich heftig schaukelte, gab es dort auch lustige Pfade am Boden und in den Bäumen, auf welchen man den Wald erforschen konnte. Am Abend trafen wir uns dann zum Abendessen in Downtown und wollten eigentlich noch ausgehen. Doch die wirklich riesigen Warteschlangen vor den Clubs kombiniert mit der eisigen Kälte hielten uns schliesslich davon ab.

Tennis- und Tanztag


Am Mittwoch, den 26. September, traf sich Milena noch mit Laura Schibli vom Tennisclub Uster, die auch für vier Monate in Vancouver war. Sie verbrachten Lauras letzter Tag hier mit einem vollen Sportsprogramm. Am Morgen spielten sie trotz kühlem Wetter zwei Stunden Tennis und besuchten am Nachmittag drei Probelektionen in Jazz und HipHop. Es machte riesigen Spass, doch am Ende waren beide so erschöpft, dass sie sich als Abschluss ein feines asiatisches Nachtessen in der „Village“ von der Uni gönnten.


Longboat Day



Nachdem Milena am 23. September 2007 ein Training im Longboat-Rudern hatte, galt es eine Woche später ernst. Ihr Team, bestehend aus 10 Austauschstudenten, sowie 250 andere Teams fuhren um die Wette am Longboat Day der UBC. Der 2km lange Parcours begann mit einem Start vom Strand. In der Hälfte des Rennens musste jemand der Crew aus dem Boot steigen um einen Pflock vom Land zu holen, mit dem dann am Ende der Zielgong angeschlagen werden musste. Unser Team meisterte das Rennen in 15 Minuten und schaffte es so immerhin auf den 87. Platz. Es war eine ziemlich kalte Angelegenheit, doch gab es heisse Pools, in denen man sich die sowieso schon nassen Beine aufwärmen konnte. Das zweite Rennen sollte eigentlich am Sonntag bestritten werden. Doch wegen einer kurzfristigen Umstellung des Rennplans verpasste unser Team den Start. Dies störte wohl aber niemanden, da es in Strömen regnete und der Muskelkater des letzten Tages noch deutlich spürbar war. Trotzdem, der Anlass war eine spassige Erfahrung und auf das regnerische Wetter werden wir uns wohl oder übel einstellen müssen.

Donnerstag, 13. September 2007

Erste Lebenszeichen


Die Reise


Nach unserem reibungslosen 11-stündigen Flug warteten wir in Vancouver vergeblich auf 4 unserer 6 Koffer. Die waren in London stecken geblieben. Bei British Airways soll das schon öfters vorgekommen sein… Immerhin wurden wir mit einer Notfall-Kreditkarte vertröstet, welche wir dann auch ausgiebig für „Emergency-Dinge“ wie Rasierklingen, Wattenstäbchen und Bodylotion einsetzten! Wenigstens hatten wir genau die Koffer mit den überlebenswichtigsten Utensilien (Zahnbürste und frische Unterwäsche). Die restlichen Koffer wurden dann drei Tage später zu uns nach Hause geliefert und so konnten wir uns endlich gemütlich einrichten.


Unser neues Zuhause


Den zweiten Abschnitt möchten wir unserer Wohnsituation hier in Vancouver widmen. Über das Internet haben wir eine WG ausfindig gemacht und waren dann schon recht gespannt, wie das kommen wird. Schon am Flughafen wurden wir von Geri, einer super netten, etwa 60-jährigen Lady herzlich empfangen und zu unserem neuen Zuhause chauffiert.

Geri und ihr Mann Alfred bilden das eigentliche Herzstück dieses Hauses und werden deshalb scherzeshalber von den Mitbewohnern auch Mam & Dad genannt. Weitere Protagonisten in unserem Zuhause sind der Kanadier Kane, welcher portugiesische Wurzeln, Frau und Kind in den Philippinen und immer eine Räubergeschichte zu erzählen hat sowie das australische Paar Harmony & Alex, welche schon seit mehr als einem Jahr am reisen sind und momentan beide an der Uni arbeiten. Ausserdem wohnen hier noch Tina und Trevor, die wir aber beide nicht oft sehen.

Mit uns beiden sind wir also 9 Leute, welche zusammen unter einem Dach hausen. Natürlich sind die Küche und die allgemeinen Räume nicht immer ganz auf Hochglanz geputzt, aber wir haben uns schon ziemlich daran gewöhnt und so schlimm wie es im ersten Blick schien, ist es eigentlich gar nicht. Als gemeinsamer Treffpunkt diente bisher die Terrasse, auf welcher an schönen Tagen bis Mitternacht noch gehockt und geplaudert wurde. Ob dies auch so bleibt während dem feuchtern Herbst und Winter, wird sich zeigen.

Unser kleines Reich ist unser eigenes Zimmer, das zum Glück neben einem separaten Bad auch noch mit einem privaten Kühlschrank ausgestattet ist. Denn der allgemeine 'Fridge' in der Küche ist zum Bersten voll und wir möchten nicht wissen, wie viel von dem Zeug da drin schon lange abgelaufen ist.

Die Lage unseres Zuhauses ist auch nicht schlecht. Es fahren viele Busse direkt von unserer Haustür zum Strand, Downtown oder an die Uni. Am Morgen können diese allerdings teilweise so überfüllt sein, dass sie einfach an einem vorbeifahren und das Schild zeigt ein trostloses: „Sorry, I’m full!“. So kann es vorkommen, dass man statt 10 Minuten mehr als eine halbe Stunde braucht, um zur Uni zu fahren. Im Allgemeinen können wir aber wirklich sagen: Die „Kommune“ an der West 41st Avenue hier in Vancouver ist ein Volltreffer!


Die ersten beiden Wochen


Unterdessen haben wir schon viel erlebt: Gleich am ersten Tag wurde Milena in das Leben an der UBC (University of British Columbia) eingeführt. Es gab eine 3-stündige Campus-Tour! Da die UBC ungefähr 45 000 Studenten zählt, ist auch der Campus dementsprechend gross. Die nächsten drei Tage waren dann voll verplant mit dem GALA-Event, einer Orientierungswoche für alle internationalen Studenten (knapp 3000!), welche von Informationsveranstaltungen über Barbecues bis zu Ausflügen in die Stadt, an den Strand oder aufs Meer reichte.

GALA war eine gute Gelegenheit viele Studenten aus der ganzen Welt kennen zu lernen und mit einigen von denen verbringt vor allem Milena auch jetzt noch viel Zeit. Zum Beispiel gingen wir gemeinsam an das Eröffnungsspiel der Footballmannschaft der UBC und haben ein „internationales Dinner“ eingeführt, d.h. jeden Donnerstag kocht einer von uns eine Spezialität aus seinem Land. Bis jetzt kamen wir in den Genuss von slowenischer und französischer Küche. Nächste Woche werden wir mit der Lausannerin Kathleen Älpler Maccaroni kochen.

Am 5. September hat für Milena aber wieder der Ernst des Lebens angefangen. Nach einigen Rochaden in der Kurswahl ist sie nun endlich zufrieden und versucht sich also in Psychologie, Philosophie, Englisch und Linguistik, was eine doch ziemlich kunterbunte Kombination ist. Sie geniesst eine Zweitagewoche, da ihre Kurse alle auf den Dienstag und Donnerstag fallen. Doch so schön das auch tönt, hat das Semester doch recht harsch begonnen. Unzählige Kapitel in den verschiedensten Büchern mussten innert Kürze gelesen werden und auch die erste Arbeit hat sie schon abgeben müssen. Das Studentenleben lässt grüssen!

Auch Tobias hat seinen (nicht allzu strengen) Alltag eingefädelt. Einmal in der Woche gibt’s Schlagzeug-Unterricht bei Brian, welcher ihn zum „Drumset Artist“ ausbilden wird. Jeden Tag wird fleissig in einem netten Proberaum eines Drum-Shops geübt. Für die Fitness nimmt er zweimal die Woche auf dem nahe gelegenen Tennisplatz (gratis, aber leider nur mit Teerboden) Tennis Lektionen bei Frau Lang oder wir beide gehen im Pacific Spirit Park joggen. Nebenbei erledigt er die Hausarbeiten für uns welche sich von Einkaufen über Kochen bis hin zum Wäsche machen strecken.

Bleibt noch das Wort zum Wetter: Ausser drei Tagen,an denen es ein wenig regnete, geniessen wir hier wunderschönes, sonniges Wetter. Zum baden ist es aber doch zu kalt und auch in der Nacht fallen die Temperaturen merklich. Aber von dem regnerischen Vancouver war bis jetzt noch nicht viel zu sehen.


Victoria (Vancouver Island)


Nach der ersten Uni-Woche von Milena gönnten wir uns ein langes Wochenende in Victoria auf Vancouver Island. Die Reise dahin dauerte 5 Stunden aber es hat sich definitiv gelohnt. Auf der riesigen Fähre genossen wir die Aussicht auf die vielen kleinen Inseln die an uns vorbei zogen. Endlich beim Bed & Breakfast angekommen, erfuhren wir, dass unser Zimmer doppelt verbucht wurde. Doch der nette Mann hatte vorgesorgt und brachte uns zu einem anderen B&B, das sogar besser gelegen ist und wo wir ein superfeines Frühstück serviert bekamen (Auswahl zwischen etwa 10 verschiedenen Menus).

Natürlich besichtigten wir dann auch die Stadt, welche von den Blumen die überall blühen einen wirklich charmanten Touch verleiht bekommt. Am Fischerhafen nahmen wir Fish & Chips und schlenderten dann durch den Beaccon Hill Park zur Küste. Es ist wirklich wunderschön in Victoria. Eine nette Begegnung hatten wir im China Town. Wir lernten eine alte Frau kennen, die vor 50 Jahren aus der Schweiz ausgewandert ist und ihr Schweizerdeutsch wirklich schon ziemlich verlernt hat.

Obwohl nicht ganz billig, entschieden wir uns am zweiten Tag für eine Whale Watching Tour. In einem Motorschlauchboot (gennant Zodiac) fuhren wir in einem rasanten Tempo los aufs Meer. Unser ambitionierter Führer erzählte uns ganze 4 Stunden (bezahlt hatten wir eigentlich nur für 3) über Killer Wale, die eigentlich zur Familie der Delfine gehören und richtig Orca heissen. Und tatsächlich kamen wir diese imposanten Tiere auch zu Gesicht! Einige von ihnen schwammen direkt auf unser Boot zu und tauchten unten durch. Weiter weg sprangen sie aus dem Wasser und verursachten riesige Fontänen. Es war wirklich unglaublich! Auf der Rückreise kreuzten wir noch ein grösseres Schiff dessen Heckwellen richtig dazu aufforderten mit unserem kleinen Boot darüber zu springen. Wow, das war wie auf einer Achterbahn!

Am nächsten und letzten Tag fuhren wir noch eine Station mit der „Harbour-Ferry“, einem kleinen witzigen Schiffchen, welches diese Fahrt nur für uns zwei auf sich nahm. Dann ging’s leider schon wieder zurück nach Hause. Aber diesmal entschieden wir uns für einen schnelleren Weg: Wir nahmen das Wasserflugzeug! Das Abenteuer dauerte zwar nur eine halbe Stunde, war aber wirklich spannend! Da wir nicht sehr hoch flogen, konnten wir all die kleinen Inseln und Schiffe auf dem Meer sehen. Nur etwa 10 Leute passen in dieses Flugzeug und es war ganz ein anderes Gefühl als mit einem grossen Flugzeug. Fast ein bisschen unheimlich!

Wir flogen nach Richmond, einem Vorort von Vancouver und staunten nicht schlecht, als wir merkten, dass es vom Wasserflughafen nur in den Stosszeiten Busse nach Vancouver gibt. So mussten wir mit unserem Gepäck ins Zentrum von Richmond laufen und kamen uns zum Teil vor wie Zigeuner, da das Trottoir fehlte und wir einfach am Strassenrand entlang gehen mussten.